Immer, wenn Elvis Costello eine kleine Exkursion in fremdes Musik-Terrain unternimmt, empfiehlt es sich ein wachsames Auge darauf zu werfen. Von Rock-Konzerten gelangweilt, wandte er sich Ende der achtziger Jahre mehr und mehr der Klassik zu und entdeckte eine neue Leidenschaft. Doch nur beim Hören sollte es nicht bleiben. Costello tat sich 1993 mit dem „Brodsky Quartet“ zusammen und schaffte etwas noch nicht da gewesenes. Bisher nur auf VHS zu bekommen, gibt es nun Elvis Costellos Zusammenspiel mit dem Streichquartett unter dem Titel „The Juliet Letters“ erstmalig auf DVD.
So singt Costello in 13 Liedern mit seiner charakteristischen Stimme zu den weichen Klängen von Violinen und einem Cello. Vorgetragen werden Lieder und Musikstücke, welche die fünf Musiker gemeinsam in einem Jahr geschrieben haben. Inspiriert von einem gutmütigen Professor aus Verona, der es sich einst zur Aufgabe machte, alle Briefe zu beantworten, die von Liebeskummer geplagten Menschen an Shakespeares Julia Capulet geschrieben wurden, nannten sie ihr gemeinsames Werk „The Juliet Letters“ (Briefe an Julia).
Das neuerdings Quintett nahm sich vor, sich in verschiedene Figuren oder Menschen hineinzuversetzen und schrieb folglich alle Arten von Briefen: Abschiedsbriefe, Liebesbriefe, Kettenbriefe, Trennungs- oder auch Kondolenzbriefe und komponierten die passende Musik dazu. Und auf sonderbare und ungeahnt schöne Weise scheint Elvis Costellos Stimme mit den Streichinstrumenten des Quartetts zu harmonisieren.
So finden sich denn überwiegend typisch klassische Stücke – musikalisch anzusiedeln „zwischen Mozart, Schostakowitsch und Elvis Presley“ – auf der DVD. Mal ein sehr poppiges, oder auch ein trauriges Stück – aber die Mischung macht's. Die Melancholie, die sowohl in den Violinen, wie auch in so manchem Titel in Costellos Stimme steckt, machen „The Juliet Letters“ zu einem ganz besonderen und seltenen Hörerlebnis. Zwischendurch gibt es auf den insgesamt etwa 53 Minuten umfassenden DVD immer wieder Interviewsequenzen mit Costello und dem Brodsky Quartett.
Auch optisch harmoniert das Bild zu dem, was es auf die Ohren gibt. In schlichte, herbstliche Szene gesetzt, tragen Costello und das Streichquartett, gekleidet in Anzügen, ihre Interpretationen vor. Das ganze wirkt manchmal ein wenig wie ein Trauer-Orchester auf einer verregneten Beerdigung, dennoch ist das Bild zwischen Musik und Kulisse stimmig.
Bild.T-Online meint: Abgesehen davon, dass dieses Werk schon ein wenig staubbehaftet ist, bringt die Musik schöne Abwechslung. Costello-Fans werden sich daher sicherlich freuen, dass es das Werk aus den Neunzigern nun endlich auf DVD zu kaufen gibt, statt bisher nur auf VHS – allein der Vollständigkeit halber. Einen Wehmutstropfen gibt es dennoch: Die DVD gibt es nur im europäischen NTSC-System (kein PAL) und muss ohne jegliche weitere Specials auskommen – ein bisschen mager bei den heutigen Möglichkeiten!
Facts zur DVD:
Genre: Live Performance
Titel: „The Juliet Letters“
Interpret: Elvis Costello & The Brodsky Quartet
Länge: ca. 53 Minuten
Bildformat: 4:3 (NTSC)
Tonformat: DD 5.1 + L-PCM Stereo
Ländercode: 2/3/4/5 (NTSC)
Sprache: Englisch
Untertitel: Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch
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