Vienna Standard, May 21, 2008: Difference between revisions

From The Elvis Costello Wiki
Jump to navigationJump to search
(create page for Der Standard review of Momofuku)
 
(+Google translate link)
 
(6 intermediate revisions by 2 users not shown)
Line 1: Line 1:
{{Bibliography header}}
{{Bibliography header}}
{{:Bibliography index}}
{{:Bibliography index}}
{{:Der Standard index}}
{{:Vienna Standard index}}
{{:Newspaper index}}
{{:Austria publications index}}
{{:European publications by country index}}
{{Bibliography article header}}
{{Bibliography article header}}
<center><h3> Der zweite wahre Elvis: "Momofuku""</h3></center>
<center><h3> Der zweite wahre Elvis: Momofuku </h3></center>
<center>Karl Fluch</center>
----
{{GT | link = https://translate.google.com/translate?sl=de&tl=en&u=http%3A%2F%2Fwww.elviscostello.info%2Fwiki%2Findex.php%2FVienna_Standard%2C_May_21%2C_2008 }}
<center> {{mm}} Karl Fluch </center>
----
'''Elvis Costello schiebt den Rolls aus der Garage und quartiert seine Band dort ein: Das Album dampft wie ein Gehsteig in New Orleans nach einem Sommerregen
{{Bibliography text}}
{{Bibliography text}}
'''Elvis Costello schiebt den Rolls aus der Garage und quartiert seine Band dort ein: Das Album dampft wie ein Gehsteig in New Orleans nach einem Sommerregen'''<br>
Ein bisschen Zeit braucht jedes Elvis-Costello-Album. Schließlich muss man sich an diese Stimme immer wieder erst von neuem gewöhnen. Führt sie doch deutlich eine der wesentlichen Errungenschaften von Punk vor. Nämlich dass jeder singen darf egal, wie ausgeprägt ein eventuell vorhandenes Talent tatsächlich ist. Sogar ein Typ wie Declan Patrick MacManus, der zwecks Erhöhung seiner Glaubwürdigkeit Omas Nachnamen und den Vornamen des Königs aus Tupelo annahm, sich also Elvis Costello nannte und nach kurzen Karrieren als Bürohengst und Computerprogrammierer in den mittleren 70ern die erste Welle des Insel-Punk nahm, um in Folge zu einem der originellsten Vertreter des (Post-)Punk sowie der ihr folgenden New Wave aufzusteigen. Mit einer Stimme, die bei aller im Laufe vieler Jahre und Alben aufgebauten Vertrautheit immer noch eigen, ja, gewöhnungsbedürftig ist. Als solche ist sie längst eine Trademark geworden, nichts weniger. Ebenso wie die seit Beginn seiner Karriere während der er nicht selten als singender Woody Allen besprochen wurde getragene Hornbrille.
Ein bisschen Zeit braucht jedes Elvis-Costello-Album. Schließlich muss man sich an diese Stimme immer wieder erst von neuem gewöhnen. Führt sie doch deutlich eine der wesentlichen Errungenschaften von Punk vor. Nämlich dass jeder singen darf - egal, wie ausgeprägt ein eventuell vorhandenes Talent tatsächlich ist. Sogar ein Typ wie Declan Patrick MacManus, der zwecks Erhöhung seiner Glaubwürdigkeit Omas Nachnamen und den Vornamen des Königs aus Tupelo annahm, sich also Elvis Costello nannte und nach kurzen Karrieren als Bürohengst und Computerprogrammierer in den mittleren 70ern die erste Welle des Insel-Punk nahm, um in Folge zu einem der originellsten Vertreter des (Post-)Punk sowie der ihr folgenden New Wave aufzusteigen. Mit einer Stimme, die bei aller im Laufe vieler Jahre und Alben aufgebauten Vertrautheit immer noch eigen, ja, gewöhnungsbedürftig ist. Als solche ist sie längst eine Trademark geworden, nichts weniger. Ebenso wie die seit Beginn seiner Karriere - während der er nicht selten als singender Woody Allen besprochen wurde - getragene Hornbrille.
 
Diese konnte man auch als intellektuelles Indiz deuten, das sich zumindest insofern bewahrheitete, als dass Mr. Costello im Laufe seiner über 30 Jahre dauernden Karriere kaum eine Seitengasse des Pop nicht gegangen wäre. "Warning: This album contains Country & Western Music and may cause offence to narrow minded listeners" ließ er etwa in den frühen 80ern auf einem Sticker am Cover seines Albums ''Almost Blue'' (1981) verkünden. Beim ersten großen Weltverbesserungsauftrieb, dem Live-Aid-Konzert 1985, blieb seine solo auf der Gitarre vorgetragene Beatles-Coverversion von "All You Need Is Love" als eines der wenigen Statements unter vielen dauerhaft im Gedächtnis, und seine Liebe zu Soul-Musik, die er mit seinem beschleunigten, bläsergestützten Pop der Attractions, eine seiner vielen Begleitbands, zusammenführte, zeitigte mehr als nur eine Großtat — auch wenn hier jetzt nur ''Punch The Clock'' (1983) stellvertretend genannt werden soll.


Diese konnte man auch als intellektuelles Indiz deuten, das sich zumindest insofern bewahrheitete, als dass Mr. Costello im Laufe seiner über 30 Jahre dauernden Karriere kaum eine Seitengasse des Pop nicht gegangen wäre. "Warning: This album contains Country & Western Music and may cause offence to narrow minded listeners" ließ er etwa in den frühen 80ern auf einem Sticker am Cover seines Albums [[Almost Blue]] (1981) verkünden. Beim ersten großen Weltverbesserungsauftrieb, dem [[Concert 1985-07-13 London|Live-Aid-Konzert]] 1985, blieb seine solo auf der Gitarre vorgetragene Beatles-Coverversion von [[All You Need Is Love]] als eines der wenigen Statements unter vielen dauerhaft im Gedächtnis, und seine Liebe zu Soul-Musik, die er mit seinem beschleunigten, bläsergestützten Pop der Attractions, eine seiner vielen Begleitbands, zusammenführte, zeitigte mehr als nur eine Großtat - auch wenn hier jetzt nur [[Punch The Clock|Punch the Clock]] (1983) stellvertretend genannt werden soll.
Costello gelang es zudem als einem der wenigen seiner Generation, früh auch in den USA ansehnliche Erfolge zu feiern — etwas, das bis heute nachwirkt. Nach diversen Alben mäßiger Güte — wie etwa einer Kollaboration mit dem Gott der (vermeintlich) leichten Muße, Burt Bacharach, oder mit seiner dritten Frau, der Soft-Jazzerin Diana Krall, hat er spätestens mit dem Album ''When I Was Cruel'' (2002) wieder zu einer neuen Direkt- und Rohheit gefunden, die drei Jahre später im Album ''The Delivery Man'' gipfelte, einem seelenvollen, von der Wucht des Blues und des frühen Rock 'n' Roll durchzogenen Spätwerk. Nach einer nicht ganz so tollen Zusammenarbeit mit dem New-Orleans-Soul-Großmeister Allen Toussaint veröffentlichte der heute 53-Jährige — wieder mit den grandiosen Imposters als Begleitcombo — das umwerfende Album ''Momofuku''.


Costello gelang es zudem als einem der wenigen seiner Generation, früh auch in den USA ansehnliche Erfolge zu feiern - etwas, das bis heute nachwirkt. Nach diversen Alben mäßiger Güte - wie etwa einer Kollaboration mit dem Gott der (vermeintlich) leichten Muße, [[Burt Bacharach]], oder mit seiner dritten Frau, der Soft-Jazzerin [[Diana Krall]], hat er spätestens mit dem Album When I Was Cruel (2002) wieder zu einer neuen Direkt- und Rohheit gefunden, die drei Jahre später im Album [[The Delivery Man]] gipfelte, einem seelenvollen, von der Wucht des Blues und des frühen Rock 'n' Roll durchzogenen Spätwerk. Nach einer nicht ganz so tollen Zusammenarbeit mit dem New-Orleans-Soul-Großmeister [[Allen Toussaint]] veröffentlichte der heute 53-Jährige - wieder mit den grandiosen [[Imposters]] als Begleitcombo - das umwerfende Album [[Momofuku]].
Dieses hat Feinspitz Costello zuerst als Doppelalbum nur in der Vinylversion veröffentlichen lassen, erst dann folgten Silberling und durchsichtige Files. Der Energielevel des Albums ist beachtlich: Costello eröffnete mit "No Hiding Place" und — sorry, klingt ein bisserl deppert — rockt wie ein Irrer. Natürlich nicht ohne den Song von einem fetten Groove abfedern zu lassen, der diese neue alte Virilität umso nachdrücklicher erscheinen lässt: Holy Sh..!!! Es folgt "American Gangster Time," bei dem er die Geschwindigkeit noch weiter anzieht, die Gitarre auf Garage stimmt und eine fantastisch dampfende und geil eiernde Schweineorgel aus dem Hause Vox ziemlich weit nach vorn mischt. Selbst Balladen wie "Harry Worth" sind noch mit erstaunlichem Nachdruck und der unterschwelligen Angriffslust des Blues gespielt. Als Gäste schauen Rilo Kileys Jenny Lewis sowie David Hidalgo von den Los Lobos vorbei, der die Fender Telecaster bearbeitet oder süßen Schmelz mit der Viola besorgt. Dazwischen streut Elvis halbakustische Perlen ein, von der beständig unter Strom stehenden Orgel scharf befeuert. Weitere Höhepunkte sind das anrührende "Flutter & Wow" oder das wieder satt dampfende "Stella Hurt." Ein Album des Jahres.


Dieses hat Feinspitz Costello zuerst als Doppelalbum nur in der Vinylversion veröffentlichen lassen, erst dann folgten Silberling und durchsichtige Files. Der Energielevel des Albums ist beachtlich: Costello eröffnete mit [[No Hiding Place]] und - sorry, klingt ein bisserl deppert - rockt wie ein Irrer. Natürlich nicht ohne den Song von einem fetten Groove abfedern zu lassen, der diese neue alte Virilität umso nachdrücklicher erscheinen lässt: Holy Sh..!!! Es folgt [[American Gangster Time]], bei dem er die Geschwindigkeit noch weiter anzieht, die Gitarre auf Garage stimmt und eine fantastisch dampfende und geil eiernde Schweineorgel aus dem Hause Vox ziemlich weit nach vorn mischt. Selbst Balladen wie [[Harry Worth]] sind noch mit erstaunlichem Nachdruck und der unterschwelligen Angriffslust des Blues gespielt. Als Gäste schauen [[Rilo Kiley]]s [[Jenny Lewis]] sowie [[David Hidalgo]] von den [[Los Lobos]] vorbei, der die Fender Telecaster bearbeitet oder süßen Schmelz mit der Viola besorgt. Dazwischen streut Elvis halbakustische Perlen ein, von der beständig unter Strom stehenden Orgel scharf befeuert. Weitere Höhepunkte sind das anrührende [[Flutter & Wow]] oder das wieder satt dampfende [[Stella Hurt]]. Ein Album des Jahres. 
{{cx}}
 
{{tags}}[[Momofuku]] {{-}} [[The Imposters]] {{-}} [[Flutter & Wow]] {{-}} [[Stella Hurt]] {{-}} [[No Hiding Place]] {{-}} [[American Gangster Time]] {{-}} [[Harry Worth]] {{-}} [[Jenny Lewis]] {{-}} [[Los Lobos]] {{-}} [[David Hidalgo]] {{-}} [[Declan MacManus]] {{-}} [[Elvis Presley]] {{-}} [[All You Need Is Love]] {{-}} [[Concert 1985-07-13 London|Live Aid]] {{-}} [[The Beatles]] {{-}} [[The Attractions]] {{-}} [[Burt Bacharach]] {{-}} [[New Orleans]] {{-}} [[Allen Toussaint]] {{-}} [[Diana Krall]] {{-}} [[Almost Blue]] {{-}} [[Punch The Clock]] {{-}} [[When I Was Cruel]] {{-}} [[The Delivery Man]]
{{cx}}
{{cx}}


Line 22: Line 30:
''' Der Standard, May 21, 2008
''' Der Standard, May 21, 2008
----
----
[[Karl Fluch]] reviews [[Momofuku]].
[[Karl Fluch]] reviews ''[[Momofuku]]''.
 
{{Bibliography no images}}
 
{{Bibliography box}}
<center><h3> '''The second true Elvis: "Momofuku" "'''</h3></center>
----
<center> ''Google English </center>
----
{{Bibliography text}}


'''Elvis Costello pushed the Rolls out of the garage and quartered his band in there: The album evaporates like a sidewalk in New Orleans after a summer rain'''.
{{Bibliography images}}


A bit of time to feature Elvis Costello album. Finally, you have to get used to this voice again and again until anew. Lead them but clearly one of the major achievements of punk before. Namely, that everyone can sing - no matter how pronounced any existing talent actually is. Even a guy like Declan Patrick MacManus, the purpose of increasing his credibility grandma's last name and first name of the King from Tupelo accepted, so for Elvis Costello called and after brief careers as office clerk and computer programmer in the mid-70's took the first wave of island -punk, to rise in a row as one of the most original of the (post) punk and New Wave following her. With a voice that at all built up over many years and albums familiarity still own, yes, it's getting used to. As such, it has long since become a trademark, nothing less. Just as the beginning of his career - during which he was often discussed as a singing Woody Allen - worn horn-rimmed glasses.
[[image:Momofuku album cover.jpg|180px|border|link=Momofuku|Momofuku]]


This could be interpreted as an indication of an intellectual, at least in so far proved to be true, than that Mr. Costello a side street of Pop would be hard not gone over his 30 year career. "Warning : This album contains country & western music and june cause offense to narrow minded listeners " , he let it be known about in the early 80's on a sticker on the cover of his album [[Almost Blue]] (1981). The first major world improve buoyancy , the [[Concert 1985-07-13 London|Live Aid concert]] in 1985, remained his solo put forward on the guitar Beatles cover version of [[All You Need Is Love]] as one of the few statements among many long-term memory, and his love for soul music, which he with its accelerated, blaster-based pop of [[the Attractions]], one of his many bands, brought together, quite a feat after so long - even if only here now [[Punch The Clock]] (1983) is to be taken as representative.
{{Bibliography notes footer}}


Costello also succeeded as one of the few of his generation, in the morning and in the U.S. to celebrate considerable success - something that continues to resonate today. After several albums excessive kindness - such as a collaboration with the God of the (supposedly) easy listening, [[Burt Bacharach]], or with his third wife , the soft Jazzerin [[Diana Krall]], he has the latest on the album [[When I Was Cruel]] (2002) again found a new direct and rawness in the album [[The Delivery Man]] released three years later, a soulful, permeated by the force of the blues and early rock 'n ' roll late work. After a not so great collaboration with the New Orleans Soul Grandmaster [[Allen Toussaint]] published the now 53 -year-old - again with the magnificent [[Imposters]] as backing band - the stunning album [[Momofuku]].
This Feinspitz Costello has had first published as a double album only in the vinyl version , only then followed by CD and digital downloads. The energy level of the album is remarkable: Costello opened with [[No Hiding Place]] and - sorry , sounds a little bit dopey - rocks like a madman. Of course, not to let absorb without the song of a fat groove that makes this new old virility all the more emphatic : Holy Sh .. ! It follows [[American Gangster Time]], in which he further attracts the speed yet, the guitar on Garage true and a fantastic steamy and horny eiernde pig organ of the house of Vox mixes pretty far forward. Even ballads like [[Harry Worth]] are still played with astonishing vigor and the underlying aggressiveness of the blues. [[Rilo Kiley]]'s [[Jenny Lewis]] Guests and [[David Hidalgo]] of [[Los Lobos]] look past who works the Fender Telecaster or worried sweet melting with the viola . In between Elvis scatters a semi-acoustic pearls, fueled by the sharp stable under current organ. Other highlights include the touching [[Flutter & Wow]] or re tired of steaming [[Stella Hurt]] . An album of the year.
{{cx}}
{{cx}}
{{Bibliography footer}}
{{Bibliography footer}}


Line 51: Line 44:
*[http://en.wikipedia.org/wiki/Der_Standard Wikipedia: Der Standard]
*[http://en.wikipedia.org/wiki/Der_Standard Wikipedia: Der Standard]


[[Category:Bibliography|Der Standard 2008-05-21]]
{{DEFAULTSORT:Vienna Standard 2008-05-21}}
[[Category:Bibliography 2008|Der Standard 2008-05-21]]
[[Category:Bibliography]]
[[Category:Der Standard| Der Standard 2008-05-21]]
[[Category:Bibliography 2008]]
[[Category:Newspaper articles|Der Standard 2008-05-21]]
[[Category:Vienna Standard| Vienna Standard 2008-05-21]]
[[Category:Momofuku reviews|Der Standard 2008-05-21]]
[[Category:Deutsch]]
[[Category:Deutsch]]
[[Category:Newspaper articles]]
[[Category:Album reviews]]
[[Category:Momofuku reviews]]

Latest revision as of 23:39, 12 July 2020

... Bibliography ...
727677787980818283
848586878889909192
939495969798990001
020304050607080910
111213141516171819
202122232425 26 27 28


Vienna Standard

Austria publications

Newspapers

Magazines

Online publications


European publications

-

Der zweite wahre Elvis: Momofuku


translate
   Karl Fluch

Elvis Costello schiebt den Rolls aus der Garage und quartiert seine Band dort ein: Das Album dampft wie ein Gehsteig in New Orleans nach einem Sommerregen

Ein bisschen Zeit braucht jedes Elvis-Costello-Album. Schließlich muss man sich an diese Stimme immer wieder erst von neuem gewöhnen. Führt sie doch deutlich eine der wesentlichen Errungenschaften von Punk vor. Nämlich dass jeder singen darf — egal, wie ausgeprägt ein eventuell vorhandenes Talent tatsächlich ist. Sogar ein Typ wie Declan Patrick MacManus, der zwecks Erhöhung seiner Glaubwürdigkeit Omas Nachnamen und den Vornamen des Königs aus Tupelo annahm, sich also Elvis Costello nannte und nach kurzen Karrieren als Bürohengst und Computerprogrammierer in den mittleren 70ern die erste Welle des Insel-Punk nahm, um in Folge zu einem der originellsten Vertreter des (Post-)Punk sowie der ihr folgenden New Wave aufzusteigen. Mit einer Stimme, die bei aller im Laufe vieler Jahre und Alben aufgebauten Vertrautheit immer noch eigen, ja, gewöhnungsbedürftig ist. Als solche ist sie längst eine Trademark geworden, nichts weniger. Ebenso wie die seit Beginn seiner Karriere — während der er nicht selten als singender Woody Allen besprochen wurde — getragene Hornbrille.

Diese konnte man auch als intellektuelles Indiz deuten, das sich zumindest insofern bewahrheitete, als dass Mr. Costello im Laufe seiner über 30 Jahre dauernden Karriere kaum eine Seitengasse des Pop nicht gegangen wäre. "Warning: This album contains Country & Western Music and may cause offence to narrow minded listeners" ließ er etwa in den frühen 80ern auf einem Sticker am Cover seines Albums Almost Blue (1981) verkünden. Beim ersten großen Weltverbesserungsauftrieb, dem Live-Aid-Konzert 1985, blieb seine solo auf der Gitarre vorgetragene Beatles-Coverversion von "All You Need Is Love" als eines der wenigen Statements unter vielen dauerhaft im Gedächtnis, und seine Liebe zu Soul-Musik, die er mit seinem beschleunigten, bläsergestützten Pop der Attractions, eine seiner vielen Begleitbands, zusammenführte, zeitigte mehr als nur eine Großtat — auch wenn hier jetzt nur Punch The Clock (1983) stellvertretend genannt werden soll.

Costello gelang es zudem als einem der wenigen seiner Generation, früh auch in den USA ansehnliche Erfolge zu feiern — etwas, das bis heute nachwirkt. Nach diversen Alben mäßiger Güte — wie etwa einer Kollaboration mit dem Gott der (vermeintlich) leichten Muße, Burt Bacharach, oder mit seiner dritten Frau, der Soft-Jazzerin Diana Krall, hat er spätestens mit dem Album When I Was Cruel (2002) wieder zu einer neuen Direkt- und Rohheit gefunden, die drei Jahre später im Album The Delivery Man gipfelte, einem seelenvollen, von der Wucht des Blues und des frühen Rock 'n' Roll durchzogenen Spätwerk. Nach einer nicht ganz so tollen Zusammenarbeit mit dem New-Orleans-Soul-Großmeister Allen Toussaint veröffentlichte der heute 53-Jährige — wieder mit den grandiosen Imposters als Begleitcombo — das umwerfende Album Momofuku.

Dieses hat Feinspitz Costello zuerst als Doppelalbum nur in der Vinylversion veröffentlichen lassen, erst dann folgten Silberling und durchsichtige Files. Der Energielevel des Albums ist beachtlich: Costello eröffnete mit "No Hiding Place" und — sorry, klingt ein bisserl deppert — rockt wie ein Irrer. Natürlich nicht ohne den Song von einem fetten Groove abfedern zu lassen, der diese neue alte Virilität umso nachdrücklicher erscheinen lässt: Holy Sh..!!! Es folgt "American Gangster Time," bei dem er die Geschwindigkeit noch weiter anzieht, die Gitarre auf Garage stimmt und eine fantastisch dampfende und geil eiernde Schweineorgel aus dem Hause Vox ziemlich weit nach vorn mischt. Selbst Balladen wie "Harry Worth" sind noch mit erstaunlichem Nachdruck und der unterschwelligen Angriffslust des Blues gespielt. Als Gäste schauen Rilo Kileys Jenny Lewis sowie David Hidalgo von den Los Lobos vorbei, der die Fender Telecaster bearbeitet oder süßen Schmelz mit der Viola besorgt. Dazwischen streut Elvis halbakustische Perlen ein, von der beständig unter Strom stehenden Orgel scharf befeuert. Weitere Höhepunkte sind das anrührende "Flutter & Wow" oder das wieder satt dampfende "Stella Hurt." Ein Album des Jahres.


Tags: MomofukuThe ImpostersFlutter & WowStella HurtNo Hiding PlaceAmerican Gangster TimeHarry WorthJenny LewisLos LobosDavid HidalgoDeclan MacManusElvis PresleyAll You Need Is LoveLive AidThe BeatlesThe AttractionsBurt BacharachNew OrleansAllen ToussaintDiana KrallAlmost BluePunch The ClockWhen I Was CruelThe Delivery Man

-

Der Standard, May 21, 2008


Karl Fluch reviews Momofuku.

Images

Momofuku

-



Back to top

External links