Sound Check, September 1989: Difference between revisions
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Ich habe eigentlich eine ganze Reihe von Dingen getan, aber nichts von alledem hat mich in die Hitparaden oder in die Magazine gebracht. Ich habe zum Beispiel einen Song fiir Till Tuesday geschrieben und einige Songs ftir Roy Orbison. Dann auch einen Titel ftir Ruben Blades, der im letzten Jahr veroffentlicht wurde. Einige Songs, die ich zusammen mit Paul McCartney schrieb, sind in diesem Sommer vertiffentlicht worden. Die bereits erwahnte Filmmusik entstand wahrend eines dreimonatigen Aufenthalts in Dublin. Dann waren da auch noch zwei kleinere Tourneen durch Australien und Japan. Und in Amerika spielte ich mit den Musikern des ''King of America''-Albums im Rahmen einer Club-und College-Tour in Louisiana, Memphis und in ein paar kleineren Stadten. Das sind natiirlich keine Big News, aber diese Dinge haben mir SpaB gemacht, und sie hatten alle - mehr oder weniger - EinfluB auf die Kompositionen von ''Spike'', bei denen ich all diese Erfahrungen und das, was ich gelernt hatte, verarbeitete. | Ich habe eigentlich eine ganze Reihe von Dingen getan, aber nichts von alledem hat mich in die Hitparaden oder in die Magazine gebracht. Ich habe zum Beispiel einen Song fiir Till Tuesday geschrieben und einige Songs ftir Roy Orbison. Dann auch einen Titel ftir Ruben Blades, der im letzten Jahr veroffentlicht wurde. Einige Songs, die ich zusammen mit Paul McCartney schrieb, sind in diesem Sommer vertiffentlicht worden. Die bereits erwahnte Filmmusik entstand wahrend eines dreimonatigen Aufenthalts in Dublin. Dann waren da auch noch zwei kleinere Tourneen durch Australien und Japan. Und in Amerika spielte ich mit den Musikern des ''King of America''-Albums im Rahmen einer Club-und College-Tour in Louisiana, Memphis und in ein paar kleineren Stadten. Das sind natiirlich keine Big News, aber diese Dinge haben mir SpaB gemacht, und sie hatten alle - mehr oder weniger - EinfluB auf die Kompositionen von ''Spike'', bei denen ich all diese Erfahrungen und das, was ich gelernt hatte, verarbeitete. | ||
''Warst Du wiihrend der Aufnahmen fiir Spike so etwas wie der musikalische | ''Warst Du wiihrend der Aufnahmen fiir Spike so etwas wie der musikalische Direktor im Studio? | ||
Nein, ganz so war es nicht. Zunächst einmal habe ich Tage, Wochen damit zugebracht, diejenigen Leute anzurufen, von denen ich annahm, daß sie etwas zu diesem Album beitragen konnten. Diese Arbeit wollte ich an niemandem abgeben, denn ich konnte nicht davon ausgehen, daß alle in Frage kommenden Leute meinen Namen oder meine Musik kannten und somit wußten, auf was sie sich da einlassen würden. Einige Leute, die ich anrief, hatten zuvor von mir noch nie etwas gehört. Nachdem die Gespräche geführt waren, konnten wir ins Studio gehen. Um arbeiten zu können, brauchten wir dann zunächst eine Grundspur mit einem Drumcomputer. Viele Musiker arbeiten heute so, aber die Gefahr dabei ist, daß man am Ende den perfekten Popsong mit dem perfekten Timing in Händen hält. Und das wollte ich auf alle Fälle vermeiden. Also mußte der Drumcomputer anders als sonst programmiert werden. Ich wollte keinen starken Backbeat, an dem sich jeder zwangsläufig orientieren würde. Aus diesem Grund holten wir uns zwei Programmierer ins Studio, die in der Lage waren, an den richtigen Stellen Akzente einzubauen und so dem Ganzen etwas Syncopenhaftes zu verleihen. Nachdem das erledigt war, kamen wir zum wohl schwierigsten Teil der Produktion. Jemand mußte als erster über diesen Groove spielen. Bei einigen Song war das ein Piano, oder ich spielte mit der akustischen Gitarre die Harmoniewechsel über den Rhythmus. Ein anderes Mal war es Michael Blair, der Percussionist. Michael hat eine ganze Reihe von onventionellen Percussion-Instrumenten, aber er hat auch andere, die eher nach Schrott aussehen. Mit dieser Mischung aus völlig verschiedenen Sounds kreiert er einen Rhythmusteppich, der es für die nach folgenden Musiker fast unmöglich macht, so darüber zu spielen, als wären es ganz gewöhnliche 4/4. Bei einem Song hat die Dirty Dozen Brass Band zuallererst gespielt, dann kam das Piano, und erst danach kamen die anderen Instrumente dazu. Mit der rhythmischen Seite des Albums bin ich sehr zufrieden, weil es, obwohl wir manchmal kräftig neben dem Beat spielen, immer natürlich und homogen klingt. Michael Blair und Gitarrist Marc Ribot spielen in der Band von Tom Waits Sie kennen sich so gut, daß sie sich stellenweise perfekt ergänzen, was man meiner Meinung nach in dem Song "Pads, Paws & Claws" deutlich hören kann. Wir konnten bei einigen Stücken die Patterns der Drummachine teilweise sogar löschen, weil der rhythmische Kontext so stark war. Diese Art zu arbeiten hat mir besonders viel Spaß gemacht, weil Dinge zufällig und spontan entstanden sind. Auf der anderen Seite braucht man für eine solche Arbeitsweise natürlich sehr viel Zeit und Geld. | |||
''War Geld auch der Grund, warum Du die Plattenfirma gewechselt hast? | |||
Nein. Ich war vorher bei der Columbia America, und die haben auch nicht gerade wenig Geld. Ich habe immer genug Geld bekommen, um meine Platten zu machen, aber irgendwie war es Zeit, die Firma zu wechseln. Als ich im letzten Jahr bei Warner USA unterschrieb, tat ich das wegen einer weltweiten Veröffentlichung meiner Songs. Mit Columbia gab es in dieser Beziehung Probleme. In Italien, um nur ein Beispiel zu nennen, waren meine LPs nicht erhältlich, was zur Folge hatte, daß ich Konzerte gab, und niemand kannte meine Songs, und das gefiel mir überhaupt nicht. | |||
''Genießt Du bei Warner Brothers absolute künstlerische Freiheit? | |||
Es war so, daß ich die Leute gefragt habe, ob sie eine Vorstellung davon hätten, wie die erste Platte klingen soll. Ich meine, ich mußte ja nicht ihrer Meinung sein, aber ich wollte zumindest ihre Meinung hören. Natürlich fühle ich mich geschmeichelt, wenn mich jemand als Song schreiber unter Vertrag nimmt und meinem Geschmack völlig vertraut, aber ich möchte trotzdem die Meinung anderer und ihren Geschmack kennenlernen. Aber alles, was sie zu mir sagten, war: Mach einfach das, was du für richtig hältst. Und genau das habe ich getan. Grund genug, die Warners nach ihren Vorstellungen zu fragen, waren aber auch meine negativen Erfahrungen mit den Columbia-Leuten in diesem Punkt. Sie konnten mir nie genau sagen, was sie von mir wollten. Mit jeder Platte, die ich machte, erfüllte ich einerseits zwar ihre Erwartungen, auf der anderen Seite gab es aber auch immer wieder herbe Kritik. Besonders nach dem Country-Album, das sie überhaupt nicht verstanden hatten, wurden sie das Gefühl nicht los, als würde ich das alles nur tun, um sie zu ruinieren. Von diesem Zeitpunkt an hatten sie das Vertrauen in mich verloren, und sie befürchteten, mit dem nächsten Album würde ich ihnen wieder irgendwas Perverses antun. Sie waren richtiggehend paranoid. Ich glaube, die Leute bei der Columbia hatten das Gefühl, sie würden bankrott gehen, falls jede neue LP von mir anders klingen würde als die davor. Ihren Erwartungen zufolge sollte die jeweils neue LP so klingen wie die vorhergehende. Aber das ist nun mal nicht meine Art, Platten zu machen. | |||
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<!-- Songs mit McCartney, Tourneen Down Under --> | <!-- Songs mit McCartney, Tourneen Down Under --> | ||
<!-- "Ich wollte keinen perfekten Popsong" --> | <!-- "Ich wollte keinen perfekten Popsong" --> | ||
<!-- "Mach. was Du für richtig hältst" --> | |||
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Latest revision as of 03:11, 8 November 2020
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